Hauptgang 11 Es sind Verhältnisse, die der Hotellerie und der Gastronomie bekannt vorkommen dürften. So mancher Mitarbeitende hat den Branchen während Corona den Rücken gekehrt. Gleichzeitig ist die Zahl der Lernenden seit Jahren rückläufig. «Es fehlen hier nicht die Hilfs-, sondern vor allem die Fachkräfte», stellt Tabea Kaderli fest. «Das ist angesichts des Umstands, dass immer weniger Junge diese Berufe ergreifen, ein fundamentales Problem.» Einfache Lösungen dafür gibt es nicht. Die Löhne sind verhältnismässig tief, die Arbeitszeiten unregelmässig, daran lässt sich kaum etwas ändern. Schliesslich sind die Dienstleistungen personenbezogen und die Preise nicht beliebig erhöhbar. Neue Wege führen zum Ziel Für die Verbände und auch die Betriebe gilt es vor diesem Hintergrund, in Personalfragen die Segel neu zu setzen. Oder in anderen Worten: die Berufe durch bessere Arbeitsbedingungen attraktiver zu machen, Wege zu finden, ausländische Diplome anzuerkennen, Quereinsteigern den Wechsel zu vereinfachen, die Chancen der Digitalisierung zu nutzen, neue Arbeitszeitmodelle zu etablieren – und noch vieles mehr. Die Ökonomin Tabea Kaderli zeigt sich optimistisch: «Die Branchen scheinen mittlerweile ein grosses Bewusstsein zu haben. Das kann eine Chance sein, die es zu nutzen gilt.» Gut ausgebildetes Personal zu finden, ist nicht einfach. Alles zum Fachkräftemangel und wie die Branche damit umgeht auf den Seiten 10 bis 15 Arbeitszeitmodelle anpassen Unregelmässige Arbeitszeiten, Zimmerstunden und fast nie zwei Tage am Stück frei: Das macht junge Leute nicht glücklich. Wenn es der Betrieb erlaubt, sollten neue Arbeitszeitmodelle wie die Vier-Tage-Woche etabliert werden. Zudem ist es ratsam, die Arbeitspläne langfristig zu erstellen, damit auch die Freizeit geplant werden kann. Benefits offerieren Ein vergünstigtes Fitnessabo, Kinoeintritte oder kostenlose Mahlzeiten im Betrieb: Kleine Aufmerksamkeiten kosten viel weniger, als sie bewirken. Wer ab und zu einen Benefit erhält, nimmt die Mühsal des Jobs lieber auf sich. Ehrlich kommunizieren Machen Sie Ihren Mitarbeitenden nichts vor. Koch oder Köchin zum Beispiel ist mehr harte Knochenarbeit als ein künstlerischer Traumberuf. Wer falsche Erwartungen weckt, kann seine Mitarbeitenden nicht lange halten. Rentner anstellen Mit 65 Jahren sind die meisten Menschen noch fit und auch motiviert, zumindest Teilzeit weiterzuarbeiten. Nutzen Sie dieses Potenzial, mit dem Sie nicht nur offene Stellen besetzen, sondern auch zusätzliche Erfahrung in den Betrieb holen können. Wertschätzung zeigen Das Wichtigste zum Schluss: Zeigen Sie Ihren Mitarbeitenden Wertschätzung. Das setzt Interesse am Gegenüber voraus und beginnt mit einem freundlichen Lächeln. Wer sich im Arbeitsalltag geschätzt und vielleicht sogar ein bisschen geliebt fühlt, ist zufrieden – und wer zufrieden ist, sucht keinen neuen Job.
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