Durst 06/2020

Wirtschaft & Branche  5 ist auch, dass sich die Weltwirtschaft erholt der seit Jahrzehnten als Berater der Branche tätig ist und selbst drei Hotels führt. Er ist aber überzeugt: «Gut aufgestellte Betriebe, die vor dem Stillstand solide Gewinne erwirtschaftet haben, werden die Krise überstehen.» Es ist in erster Linie der Heimmarkt, der André Gribi trotz «zurzeit allgemein schlechter Stim- mung in der Branche» zu einemoptimistischen Ausblick veranlasst: «Wer vor allem Schweizer Gäste hat, wird möglicherweise von einem Nachholbedarf profitieren, der sich nach dem Lockdown manifestieren könnte. Viele Leute haben während des Stillstands weniger Geld als sonst gebraucht und wollen sich jetzt wie- der etwas gönnen», argumentiert er. Statt einen Auslandflug zu buchen, würden die Schweize- rinnen und Schweizer ihre Ferien vermehrt in der Schweiz verbringen. Für Betriebe und Des- tinationen, die sich auf einheimische Gäste ausrichten, sehe ich Chancen.» André Gribi ist überzeugt: «Wie ich freuen sich vieleMenschen auf Restaurantbesuchemit lie- ben Freunden und guten Gesprächen. Genuss- reiche Stunden in einem schönen Lokal haben während des Stillstands und trotz des Heim- konsum-Trends nichts von ihrer Attraktivität eingebüsst.» Deshalb rät er den Gastronomie- betrieben, jetzt nicht in einen Aktionismus zu verfallen, sondern auf das Altbewährte zu ver- trauen. Genau das sei es nämlich, was die Menschen nach der Krise jetzt suchen würden: das Bekannte, das Gewohnte, das Albewährte, das sie zuletzt so schmerzhaft vermisst haben. Blick über die Landesgrenzen hinaus nicht her­ um. Fakt ist: Wegen der Corona-Pandemie geriet indiesemFrühling jeder Teil der Gesamt­ nachfrage – Investitionen, Exporte und Konsum – auf der ganzen Welt in einen bis anhin bei- spiellosen freien Fall. Sorgen machen sich die Ökonomen vor allem um die Entwicklung in den Schwellenländern. In Nationen wie Indien, Südafrika und Brasilien befürchten sie eine Konkurswelle, welche die globalen Finanz- märkte stark in Mitleidenschaft ziehen würde, was auch Auswirkungen auf die Schweiz hätte. Deshalb sei es wichtig, den Schwellenländern schnell auf die Beine zu helfen und so uner- wünschte Kettenreaktionen zu vermeiden. Warten auf den globalen Tourismus Was positiv stimmt: Die westliche Welt und auch China scheinen in der Lage zu sein, die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie in den Griff zu bekommen. Das trauen viele Ökonomen sogar hochverschuldeten Ländern wie Italien zu, die nun zu günstigen Konditionen weitere Schulden aufnehmen können. Ein entscheidender Faktor für die Schweizer Gastronomie und insbesondere für die Hotelle- rie ist auch, dass der globale Tourismus wieder angekurbelt wird. Dieser Prozess dürfte einige Zeit in Anspruch nehmen, aber auch hier sind Experten überzeugt: Irgendwann wird die Krise überwunden sein, und dann werden die Airlines wieder fliegen und die Menschen Ferien in fer- nen Ländern geniessen – auch in der Schweiz.

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